Der Maschinenhahn
HERR BLOND:
Ich möchte mit fünfundvierzig in Pension
gehen.
FRAU MOHN:
Fünfundvierzig!
HERR BLOND:
Aktien. Ich mache das mit Aktien. Und mit dem,
was meine Eltern in ihrer Lebensarbeitszeit auf
die hohe Bank gelegt haben. Das alles muß sich
akkumulieren und mehren und Pollen verblasen,
und dann kann ich endlich meinen großen
Lebensurlaub antreten.
FRAU MOHN:
Aber Sie werden einen Pensionsschock erleiden!
HERR BLOND:
Ich plane, den Pensionsschock durch intensive,
arbeitsäquivalente Beschäftigung abzufangen.
Weiterbildung, Studien, Reisen, Sport, Basteln,
Wellness, ein durch und durch gestaltetes Nützen
der Zeit. Ich werde aus der Zeit den letzten
Zitronensaft herauspressen. Ganz ähnlich
wie jetzt. Man hat doch auch noch ein eigenes
Leben, das man einem Hobby hingeben will. Sehen
Sie, ich sehe jeden Tag, wie sich die Zeit um
das Ziffernblatt wickelt. Ich möchte nicht
das Zeitliche absegnen, ohne die großen
Observatorien dieser Welt gesehen zu haben.
FRAU MOHN:
Die Observatorien. Die Spukspione. Der Ausblick
der Päpste. Schwindelerregend. Oder ein
erregender Schwindel. Sie sind mir einer. Daß man
mit Ihnen so viel Spaß haben könnte...
HERR BLOND:
Spaß, genau. Entspannung, Emotion, Ekstase.
Ich könnte etwas Musik auflegen, wenn Sie
nichts dagegen haben. Ku- (schluckt) Kuschelrock.