Das Herz aus der Decke
Eva: Diese Schatulle aus Ebenholzarbeit und Perlmutt,
ich bekam sie leer, ich kann meine Nichtigkeit aufbewahren
darin.
Erzähler: Diese Schatulle ist von einer Reise
zu ihr gekommen als Beweis: "Ich bin dort
bei den fernsten Berbern gewesen. Es gibt dort
in den weißen Dünen einen Stamm, hinter
Gebirgen, die der hungrigste Fuchs nicht umkreist,
da haben die Frauen ihre eigenen Zelte, und schlagen
die Augen zu gleißenden Sternbildern auf."
Eva: Ich selbst werde dort nie hinkommen. Noch
bevor ich dort hinkomme, wird alles verschwunden
sein, und vom Sturm der Geschichte in einen Krater
geweht.
Erzähler: Es ist auch besser so, die Welt
wäre nicht immer vernünftig, würde
sie nicht von großen Landmaschinen befahren.
Der Staub auf Schatullen und Pölstern soll
sich nicht sammeln, das tägliche Entstauben
des Stillstands kann Lebenszweck sein.
Suleika: Es riecht auch nicht
immer gut auf den Bazaren, im Gerberviertel riecht
es nach Aas. Die
abgehäuteten Kadaver stinken ins Auge, sie
haben Striemen von Fett und Sehnen im Gesicht,
ein blauer Schatten liegt über ihrem großen
und bloßgeschnittenen Aug.
Eva: Es ist also besser, das
Couscous zwischen den Händen zu zerwühlen, ganze Haufen
von Weizen und Gries und Getreiden, es ist besser,
zuhause zu sein. Es ist besser, an einem Tisch
zu warten, bis jemand die Einkäufe bringt,
und dann die Schnecken zu entfernen aus dem Gemüse,
die hatten einen viel weiteren Weg. Es ist besser,
an einem Tisch auf die wirklich große Mahlzeit
zu warten, und das milde Rahat zu kauen dabei,
mit Kardamom zwischen den Zähnen. Und im Hafen
schieben sich Segel an Segel, und die Knaben sagen:
Wenn ich groß bin, dann fahre ich über
das Meer! Und die Männer sagen: Wenn die Zeit
reif ist, dann fahre ich über das Meer! Und
die Frauen sagen: Wenn ich ein Mann wäre,
dann führe ich über das Meer. Sie setzen
sich auf den westöstlichen Divan und kauen
und kauen Pistazien, und schauen ihren kleinen,
schnellfüßigen Söhnen hinterher.